Wenn jemand wie Winny63 argumentiert, dass Argumente wie "Wiege unserer Kultur" etc. in den Bereich der "Philosophie" gehöre und nicht in die "neuzeitliche Welt", hätte ich zuerst einmal gerne nachgefragt, was man sich wohl unter dem "Bereich der Philosophie" und was unter der "neuzeitlichen Welt" vorzustellen habe.
Erst einmal hat die Frage nach der Wiege unserer Kultur nur eingeschränkt etwas mit Philosophie zu tun, eher mit Geschichte und unserem Geschichtsbewusstsein. Da wären wir dann schon bei der "neuzeitlichen Welt": Was soll das sein? Eine Welt, in der wir nur darüber nachdenken, wie wir am besten Geld verdienen können? Eine geschichtslose Welt? Eine Welt mit beliebiger Kultur?
Die Römer haben einen großen Teil dessen "zivilisiert", was wir heute als Europa bezeichnen und das wir nach zahlreichen blutigsten Kriegen im Rahmen der EU endlich wieder zu einem Ganzen vereinigen konnten. Sie haben Infrastruktur gebracht, Landwirtschaft und Baukunst revolutioniert, uns mit einem modernen Rechtssystem ausgestattet, uns mit der Schrift und einer Sprache versorgt, die bis ins 19. Jahrhundert hinein die Verständigung über viele Sprachgrenzen ermöglicht hat. Und die Römer haben es geschafft, ihr System viele Jahrhunderte aufrecht zu erhalten - eine unglaubliche Leistung.
Es gibt also viele Gründe, sich mit dieser Leistung und ihren Grundlagen lange und ausgiebig zu beschäftigen. Als Mittel dazu dient uns die Sprache, die wir in der Schule lernen können. Leider wird das große Ganze zu oft auf das Lernen der lateinischen Sprache reduziert. Sinnvoller wäre, das Erlernen der Sprache wesentlich effizienter zu gestalten und den eigentlichen Leistungen mehr Raum einzuräumen. Für eine der größten römischen Errungenschaften halte ich das Rechtssystem. Fast der ganze europäische Kontinent stützt sich auf die grundlegenden Rechtsprinzipien, die uns die Römer hinterlassen haben.
Wer also meint, im Lateinunterricht gehe es nur um Syntax und Grammatik, sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Eigentlich schade!

Cleo